Ein Atelier ist weit mehr als nur ein Raum zum Arbeiten – es ist der Herzschlag kreativer Entfaltung. Ursprünglich aus dem Französischen stammend, bedeutet „Atelier“ so viel wie „Werkstatt“. Es bietet Künstlern einen einzigartigen Rückzugsort, der sowohl Inspiration als auch Produktivität fördert. In diesem Blogbeitrag untersuche ich die wesentlichen Merkmale eines optimalen Ateliers und beantworte die Frage, ob du wirklich einen speziellen Raum zum Malen benötigst. Zudem gebe ich praktische Tipps zur Gestaltung deines künstlerischen Arbeitsraums, damit du deine kreative Vision verwirklichen kannst. Lass uns gemeinsam entdecken, wie du dein Atelier zu einem inspirierenden Ort machen kannst!
Was braucht ein gutes Atelier?
1. Natürliches Licht und künstliches Licht
Im Film „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ wird das Atelier des berühmten niederländischen Malers Jan Vermeer eindrucksvoll dargestellt. In einer Schlüsselszene putzt das Hausmädchen Griet mit Sorgfalt die Fenster des Ateliers. Diese einfache, aber empfindsame Frau hat ein feines Gespür für die Kunst und erkennt intuitiv, dass Licht eine zentrale Rolle im Schaffensprozess spielt. Durch das Reinigen der Fenster lässt sie das Atelier Vermeers heller erstrahlen und beeinflusst damit direkt seine kreative Arbeit.
Wie diese Szene verdeutlicht, ist natürliches Licht für Künstler von entscheidender Bedeutung, da es die Farben lebendig und in ihrem richtigen Farbton erscheinen lässt. Ein Atelier mit großen Fenstern, idealerweise nach Norden ausgerichtet, kann einen erheblichen Unterschied machen, da es direkte Sonneneinstrahlung vermeidet und ein gleichmäßiges Licht bietet. Solltest du dennoch starkes Sonnenlicht haben, können dünne und weiße, transparente Rollos helfen, es zu dämpfen. Wenn du, wie ich, auch abends arbeitest, ist künstliches Licht unerlässlich. Ich empfehle eine Farbtemperatur von 5.000 bis 5.500 Kelvin, da sie dem natürlichen Tageslicht sehr nahekommt und Farben naturgetreu darstellt. Diese Lichttemperatur schafft zudem eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Für kleinere Bilder sind auch Spotlights eine gute Wahl.
2. Ruhige Lage und ihre Vorzüge
Die Lage deines Ateliers sollte inspirierend sein. Der eine mag es laut und turbulent, während ein anderer, wie ich, die Ruhe bevorzugt. Ein Ort abseits des Trubels kann dir helfen, dich besser auf deine kreative Arbeit zu konzentrieren. Zum Beispiel arbeite ich seit Juni 2025 gern in meinem neuen Atelier im Gartenhäuschen, wo ich den Blick auf meinen Apfelbaum genießen kann. Diese natürliche Umgebung fördert nicht nur Kreativität, sondern lädt ein, die Natur zu beobachten und sie wahrzunehmen. Den Gesang der Vögel mag ich am meisten. Zudem trägt die ruhige Lage dazu bei, Ablenkungen zu minimieren und einen klaren Kopf für neue Ideen zu entwickeln.

3. Flexible Raumaufteilung mit Stauflächen
Ein gutes Atelier sollte flexibel gestaltet sein und verschiedene Arbeitsbereiche für unterschiedliche Techniken bieten. Dazu gehört ein Platz zum Malen, sei es am Tisch oder an der Staffelei, sowie eine gemütliche Ecke zum Skizzieren, beispielsweise auf einem bequemen Sofa.
Eine neutrale Wandfarbe sorgt dafür, dass die Farben auf deinen gemalten Bildern nicht beeinflusst werden. Der Fußboden sollte leicht wischbar sein.
Ein ausreichender Stauraum für Materialien und Werkzeuge ist unerlässlich, um Ordnung zu halten. Regale und Schränke sind ideale Lösungen, um alles übersichtlich zu verstauen. Auch Kisten in verschiedenen Größen eignen sich hervorragend zur Aufbewahrung von Stiften und Kreiden. Aus Platzgründen lagere ich Materialien nicht nur im Atelier, sondern auch in einem Abstellraum. Dort befindet sich ebenfalls mein rollendes Atelier und ein Korb, der Material für aktuelle Bilder, an denen ich arbeite, enthält. Damit bin ich stets flexibel und schnell einsatzbereit – oder besser gesagt, malbereit.
Einen Planschrank mit großen, flachen Schubläden zum Lagern von Papier oder fertigen Bildern besitze ich leider nicht. Papier, Leinwände und fertige Bilder befinden sich in Bilderkrippen. Fertige Bilder verpacke ich in Packpapier und beschrifte sie, damit sie geschützt bleiben und ich sie schnell wiederfinden kann.

4. Materialien und Möbel
Die Qualität der Materialien ist entscheidend für den kreativen Prozess. Hochwertige Farben, Pinsel und Leinwände sind unerlässlich, denn minderwertige Produkte können deine Arbeit negativ beeinflussen, beispielsweise wenn ein Pinsel seine Borsten verliert. Investiere in Qualität, um optimale Ergebnisse zu erzielen und nachhaltig zu arbeiten.
Bequeme und funktionale Möbel sind ebenfalls von großer Bedeutung. Ein stabiler Tisch und ein komfortabler Stuhl sollten Teil deiner Ausstattung sein. Wenn du hauptsächlich kleine Bilder malst, benötigst du möglicherweise keine große Staffelei. Manchmal funktioniert es sogar gut, ganz ohne Staffelei zu arbeiten. Persönlich male ich gern auf dem Boden.
Eine gemütliche Couch kann zudem hilfreich sein, um zu entspannen oder Freunde zu empfangen, die deine kreativen Fortschritte bewundern möchten.
Ein Waschbecken ist ebenfalls eine nützliche Ergänzung für dein Atelier.

5. Inspirierende und kreative Atmosphäre
Bilder, Pflanzen und Musik können eine inspirierende Atmosphäre schaffen, die deine Kreativität anregt. Ein Moodboard an der Wand ist eine hervorragende Möglichkeit, um neue Ideen zu sammeln und visuell festzuhalten.
Persönliche Gegenstände wie Erinnerungsstücke oder Kunstwerke von Freunden tragen dazu bei, eine positive Energie in den Raum zu bringen und dich während des Schaffensprozesses zu motivieren. Überlege auch, ob du eine Bücherecke einrichten möchtest.
6. Technologie
In der heutigen Zeit ist es entscheidend, digitale Technologien in dein Atelier zu integrieren, um deine kreativen Möglichkeiten zu erweitern. Ein Computer oder Tablet kann dir helfen, Ideen zu skizzieren, digitale Collagen zu erstellen oder deine Bilder zu dokumentieren.
Ich bevorzuge es, einen zusätzlichen Arbeitsplatz außerhalb des Ateliers zu haben, wenn ich am Laptop Fotos für die Weiterverarbeitung von Collagen auswähle. Mein kleiner Rückzugsort im Gartenhäuschen mag zwar bescheiden sein, doch ich nutze ihn optimal. So verteile ich mein kreatives Schaffen auf verschiedene Räume.
7. Gesundheit und Sicherheit
Achte darauf, eine angemessene Belüftung in deinem Atelier sicherzustellen, um giftige Dämpfe abzuleiten, insbesondere wenn du organische Lösungsmittel wie Terpentin verwendest. Für mich sind wasserlösliche Farben besser, da sie keine Lösungsmittel erfordern und somit gesundheitliche Risiken minimieren.
Bereits beim Kauf der Farben achte ich darauf, dass sie möglichst unbedenklich für meine Gesundheit sind.
Denke daran: Farbreste sollten nicht im Abfluss entsorgt werden, sondern getrennt. Ich empfehle, überschüssige Farbe von Pinseln und Malpaletten mit einem Papiertuch oder Lappen zu entfernen und in den Restmüll zu werfen. Flüssige Farbreste gelten als Sondermüll, während eingetrocknete Farbreste oft in den Restmüll dürfen.
Ich empfinde das Thema Entsorgung als komplex und rate dir, dich selbst zu informieren. Schließlich weißt du am besten, welche Farben und Lösungsmittel du nutzt.
Schritt für Schritt zum künstlerischen Arbeitsraum
Wie gelangst du nun zu deinem künstlerischen Arbeitsraum oder deinem Atelier?
Beginne klein und gehe Schritt für Schritt vor. Starte mit einem Tisch, an dem du malen und zeichnen kannst. Dieser kann in einer Nische eines Zimmers stehen und wird zu deinem ersten „kleinen Atelier“. Dein Atelier sollte mit dir und deinen künstlerischen Zielen wachsen und kann später, wie in meinem Fall, zu einem zusätzlichen Raum, beispielsweise einem Gartenhäuschen, erweitert werden.
Beachte dabei die Herausforderungen, die ein Gartenhäuschen mit sich bringen kann, wie die Temperaturen, die im Winter zu kalt und im Sommer zu heiß sein können. Auch die Bedingungen zur Aufbewahrung deiner Werke sollten berücksichtigt werden, da Temperaturunterschiede die Qualität deiner Bilder beeinflussen könnten.
Du entscheidest, welche Kriterien für dich am wichtigsten sind, wie etwa Licht, Möbel und Lage. Diese bilden deine ersten Schwerpunkte zur Gestaltung und Umsetzung deines künstlerischen Arbeitsraums. Lass deiner Kreativität freien Lauf und gestalte dein Atelier zu einem glücklichen Ort, an dem du gern arbeiten und neue Ideen entwickeln möchtest!
Was für dich optimal ist, entscheidest du selbst. Dein Atelier soll Kreativität und Inspiration fördern. Du kannst einen Raum erschaffen, der deine künstlerische Praxis unterstützt und deine Künstlerpersönlichkeit widerspiegelt.
Arbeitsraum und Künstler bilden eine Symbiose. Diese Symbiose zwischen Atelier und Künstler spielte in der Landesausstellung „Mythos Atelier: Von Spitzweg bis Picasso, von Giacometti bis Nauman“ in der Staatsgalerie Stuttgart (2012/2013) eine zentrale Rolle.
Wenn du einen kleinen Einblick in diese besondere Ausstellung gewinnen möchtest, lies hier weiter:
Für Wissbegierige: Rückblick auf „Mythos Atelier“
Die Landesausstellung „Mythos Atelier“ verdeutlichte, dass die Beziehung zwischen Künstler und Atelier weit über eine bloße praktische Nutzung hinausgeht. Das Atelier dient nicht nur als „Werkstatt“, sondern auch als Raum für kreative Entfaltung, als Ort der Repräsentation und als visionärer Gegenentwurf zur Gesellschaft. Es offenbart viel über die Absichten und die Persönlichkeit des Künstlers.
Mit dieser Ausstellung zeigte die Staatsgalerie zahlreiche Ateliers, um den Schöpfungsmythos zu erkunden und kritisch zu hinterfragen. Die Schau begann im 19. Jahrhundert und offenbarte, dass Künstler oft in Armut am Rande der Gesellschaft lebten. Carl Spitzwegs Gemälde „Der Arme Poet“ (1839) verdeutlicht das Bild des brotlosen Künstlers, während Caspar David Friedrich in einem kargen Atelier arbeitete. Im Gegensatz dazu wandten sich die Künstler der Gruppen „Brücke“ und „Blauer Reiter“ gegen bürgerliche Werte und ließen sich von Afrika und der Südsee inspirieren, was ihre Ateliers bewiesen.
Ateliers von Gabriele Münter, Henri Matisse, Pablo Picasso, Alberto Giacometti, Piet Mondrian, Joseph Beuys und Dieter Roth waren ebenfalls Bestandteil der Ausstellung.
Besonders beeindruckend fand ich in der Ausstellung, dass jeder Künstler sein Atelier nach individuellen Bedürfnissen gestaltet hat. Picasso hätte sich in Matisses Atelier niemals ganz wohlgefühlt. Vielleicht ist das Atelier ein kleiner Einblick in die Seele des Künstlers und somit ein intimer Ort der Kreativität.
Bist du bereit, deinen persönlichen kreativen Raum einzurichten? Wenn ja, wünsche ich dir viel Freude und gutes Gelingen! Und keine Sorge, es muss nicht unbedingt ein Atelier sein, um kreativ zu sein. Ein kleiner Platz reicht vollkommen aus.
Dein kreativer Raum ist fertig eingeräumt? Du möchtest endlich kreativ werden? Tauche mit mir in die Welt der Kreativität ein! In meinem Blogartikel „Kunst-Flow: Wie tägliche Kreativrituale dein Leben bereichern“ teile ich wertvolle Erkenntnisse und inspirierende Ideen. Schau doch einmal hinein! Mein Blogartikel „5 Kunsttechniken, die ich liebe, zu kombinieren“ unterstützt dich zusätzlich. Entdecke dort, welche Kunsttechniken ich am liebsten anwende und wie ich sie einsetze.
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ÜBER MICH: „Einssein von Kunst und Natur“ – das ist meine Philosophie, die meine Mixed-Media-Kunstwerke prägt. In meinen Blogartikeln teile ich wertvolles Wissen und tiefgreifende Einsichten. Du entdeckst kreative Techniken, erhältst inspirierende Impulse und erfährst spannende Hintergründe zu meinen Bildern. Zudem ermögliche ich Einblicke in meinen kreativen Familienalltag als Künstlerin, Bloggerin und Mama. Schon in meiner Kindheit war ich künstlerisch aktiv. Mein Kunststudium sowie meine Erfahrungen als selbstständige Künstlerin und Lehrerin haben meine Leidenschaft weiter vertieft. Seit Sommer 2025 gebe ich meine Gedanken und Anregungen in meinem Blog an dich weiter. Lass dich von der Schönheit, Vielfalt und Magie von Kunst und Natur inspirieren – in meinen Kunstwerken und meinen Blogartikeln!
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