Für mich ist Mixed Media das Tor, durch das ich die Grenzen der traditionellen Kunst überwinden kann. Diese Ausdrucksform fördert meine kreative Freiheit und ermöglicht es mir, umfassende Ideen und Emotionen auf originelle Weise auszudrücken.
Nach meiner langen Schaffenspause spürte ich, dass ich nicht mehr auf die gleiche Weise Kunstwerke anfertigen konnte wie früher. Ich musste neue Wege des Sehens und Gestaltens erkunden… Früher war meine künstlerische Praxis stark fokussiert. Ich widmete mich einer einzigen Ausdrucksform in einem Bild, sei es der Öl- oder Acrylmalerei, dem Linolschnitt, der Lithografie, der Collage oder der Fotografie. Doch heute hat sich meine Perspektive grundlegend gewandelt. In einer Welt, die immer komplexer wird, halte ich es für notwendig, dass auch die Ausdrucksformen der Kunst vielfältiger und differenzierter sind.
Mixed Media ist eine Ausdrucksform, die verschiedene Techniken in einem einzigen Kunstwerk miteinander vereint. In diesem Blogartikel möchte ich meine fünf Lieblingstechniken vorstellen, die ich gern miteinander kombiniere. Sie waren plötzlich da, als ich mit unterschiedlichen Materialien und Ansätzen experimentierte. Es war, als würden meine Lieblingstechniken anklopfen und um Einlass in mein neues künstlerisches Schaffen bitten. Hier sind sie:
1. Acrylmalerei
Ich beginne meine Bilder gern mit Acrylfarbe, da sie mir die Möglichkeit bietet, sowohl deckende als auch lasierende Farbschichten, also verdünnte und transparente Schichten, aufzutragen. Der Vorteil der Acrylfarbe besteht in ihrer schnellen Trocknungszeit, die es zulässt, verschiedene Techniken im Handumdrehen miteinander zu verbinden. Oft integriere ich Buntstifte, Öl- und Pastellkreiden direkt in meine Bilder. Auch die Kombination mit experimentellen Techniken funktioniert hervorragend und kann unmittelbar im Anschluss erfolgen, ohne lange Wartezeiten.
Zur Zeit male ich besonders gern meine Kinder. Abends liegen sie schlafend und zufrieden vor mir, wenn ich Zeit zum Malen habe, und es bereitet mir Freude, sie in diesem Moment zu beobachten. Meistens können sie rasch vom Tag abschalten und fallen in einen tiefen Schlaf. Diese Ruhe wirkt ansteckend auf mich. Schlaf ist für mich eine Quelle der Kraft und Regeneration.
2. Experimentelles Klecksen
Ein Highlight meiner Mixed Media Art ist das Klecksen. Inspiriert von Jackson Pollocks Action Painting lasse ich flüssige Acryltusche oder wässrige Acrylfarbe auf die Leinwand oder das Papier tropfen und verlaufen. Diese zufälligen Farbspritzer verleihen meinen Bildern eine dynamische Note und überraschen mich immer wieder mit ihren einzigartigen und unerwarteten Formen, die von dichten bis zu lockeren Farbnetzen reichen. Ich habe bereits im Studium mit Action Painting experimentiert und weiß aus eigener Erfahrung, wie schnell das Bild mit Farbnetzen überzogen sein kann. Ich möchte Pollock nicht kopieren. Vielmehr strebe ich eine eigene Interpretation an. Ich integriere die Kleckse mit weniger Dynamik als Pollock, wenn ich vorsichtiger arbeite. Diese Herangehensweise ermöglicht es mir, harmonische Kompositionen zu schaffen. So entsteht ein spannendes Zusammenspiel zwischen Zufall und bewussterer Gestaltung.

3. Experimenteller Druck
Mit Begeisterung erkunde ich das experimentelle Drucken. Dabei fertige ich kleinere Linolschnitte mit abstrahierten, also vereinfachten Pflanzen- und Tiermotiven an, die ich in verschiedenen Farben in meine Bilder einbinde. Ich drucke intuitiv und wie mit einem Stempel. Es fasziniert mich, zu beobachten, wie sich Farben und Formen miteinander verbinden und ein dichtes Gewebe aus Mustern entsteht. Oft habe ich mich gefragt, warum mich rhythmische Muster so anziehen, die sich sowohl beim experimentellen Drucken als auch beim Klecksen ergeben. Nach Jahren wurde mir dann klar: Sie erinnern mich an die Muster, die ich häufig in meiner Kindheit sah, während meine Mutter strickte, häkelte oder klöppelte. Meine Mutter liebte Handarbeiten und schuf kunstvolle Verbindungen aus miteinander verschlungenen Fadenschlingen. Oft saß ich neben ihr und beobachtete gebannt, wie sie mit geschickten Händen aus Fäden feste, gleichmäßige Muster formte. Fast glaube ich, den beständigen Klang ihrer Stricknadeln, Häkelnadeln oder Klöppel zu hören. Diese Erinnerungen an ihre Handarbeiten inspirieren mich weiterhin und verleihen meinen eigenen künstlerischen Arbeiten eine nostalgische Tiefe.

4. Experimentelle Collage
Zusätzlich liebe ich es, Collagen aus bunten, selbst gefärbten Papieren zu gestalten. Ich färbe die Papiere spontan mit Acrylfarbe, die ich entweder dick oder lasierend auftrage. Dabei setze ich Malmesser und Pinsel ein, um interessante Texturen zu erzeugen. Nach dem Trocknen der Papiere stanze ich runde oder quadratische Formen aus, die ich anschließend gefühlsmäßig in meine Bilder wie kleine Mosaike einklebe. Ich frage mich häufig, welche Meinung Niki de Saint Phalle, die sich sehr gut mit Mosaiken auskannte, dazu äußern würde.

5. Fotografie
Nicht nur meine Acrylbilder, sondern auch meine Fotografien gestalte ich heute anders als früher. Schon lange fotografiere ich leidenschaftlich gern Pflanzen, sei es im Wald oder in botanischen Gärten. Der erste botanische Garten, den ich besuchte, war in Dresden. Bereits während meines Studiums verbrachte ich dort viel Zeit, um Pflanzenstudien mit Bleistift anzufertigen. Später nahm ich meine Kamera mit, um die Schönheit, Vielfalt und Magie der Pflanzen auf Fotos festzuhalten. Eins meiner Lieblingsbilder bis heute ist:

Da ich nicht mehr in Dresden wohne, musste ich mir einen neuen botanischen Garten als Inspirationsquelle für meine Pflanzenfotografien suchen. Ich habe mich für die historischen Gewächshäuser der Wilhelma in Stuttgart entschieden. In meine Fotografien kleckse und collagiere ich. Beide Ausdrucksformen sind meine Lieblingstechniken, die ich auch für meine aktuellen Acrylbilder verwende. Es entstehen faszinierende Bildserien mit pflanzlichen Motiven in Mixed Media. Bei meinen derzeitigen Pflanzenbildern spielt für mich die genaue Art der abgebildeten Pflanzen keine Rolle mehr. Wenn ich sie betrachte, haben sie aufgehört, die botanischen Pflanzen zu sein, die ich einst fotografierte. Vielmehr entstehen neue Pflanzen, die in Fantasiewelten leben. Es sind erfundene Arten, die als meine Antwort auf das Verschwinden bestimmter Pflanzenarten dienen, wie etwa bei den Wildblumen, was wiederum zu einem Rückgang der Insektenpopulationen führt… Aus diesem Grund kreiere ich Ersatzwelten, Biotope voller neuer Lebensformen, um die Artenvielfalt wiederzubeleben.
Kunstvolle Verschmelzung mit Mixed Media
Wie du siehst, kombiniere ich in all meinen Bildern verschiedene Techniken, was zu meinem einzigartigen Mixed-Media-Stil führt. Die Kombinationen von Malerei, Fotografie, Druck und Collage variieren und ermöglichen es mir, individuelle Akzente mit viel Freude und Spaß zu setzen. Besonders spannend finde ich, wie die verschiedenen Techniken miteinander interagieren und sich dadurch neue Perspektiven eröffnen. Aus diesen spielerischen Kombinationen entstehen unverwechselbare Bilder.
Die experimentellen Techniken des Klecksens, Druckens und Collagierens setze ich nach Intuition ein. Es ist immer ungewiss, welche meiner Lieblingstechniken ich in das Bild am meisten einarbeite. Diese Freiheit führt zu interessanten Tiefen und Texturen im Werk. Oft bringen mich die experimentellen Techniken dazu, die Komposition herauszufordern und zu stören, was mich ermutigt, unbekannte Wege zu gehen. Das heißt, zu Beginn des Entstehungsprozesses weiß ich nie, wie das fertige Bild aussehen wird. Es bleibt bis zum Ende ein Geheimnis. Als Künstlerin bin ich den Naturkräften ausgeliefert, genau wie es Willi Baumeister in seinem Buch „Das Unbekannte in der Kunst“ beschreibt.
Ein großer Vorteil, den ich sehr schätze, ist, dass sich meine fünf Lieblingstechniken sowohl zu Hause als auch im Atelier meines Gartenhäuschens ganz unkompliziert umsetzen lassen. Wenn ich tagsüber eine künstlerische Idee habe und meine Kinder mich einmal nicht brauchen, muss es trotzdem schnell gehen, sodass ich manchmal auf die schützende Abdeckung des Fußbodens verzichte. Ein Farbklecks auf dem Teppich kann entstehen, stört mich aber wenig. Zum Glück sind meine Farben wasserlöslich, und alle helfen mit, ihn zu entfernen.
Möchtest du praktische Tipps für Farben, Pinsel und mehr erhalten? Lies meinen Blogartikel „Was ist ein optimales Atelier und brauche ich das zum Malen?“! Oder tauche in die Welt der Kreativität ein! In meinem Blogartikel „Kunst-Flow: Wie tägliche Kreativrituale dein Leben bereichern“ teile ich wertvolle Erkenntnisse und inspirierende Ideen. Schau doch einmal hinein!