Die Kunst des Innehaltens: Kreativität in der Vorweihnachtszeit

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Es waren drei Tage nach Halloween. Vor den Haustüren lagen die Überreste – ausgehöhlte Kürbisse, deren fröhliche Gesichter von der Zeit gezeichnet waren. Bei manchen hatte sich bereits die Farbe verändert, und sie fielen in sich zusammen, als wollten sie die letzten Spuren des Festes sanft überdecken.

Während die Kürbisse vergingen, erstrahlten die ersten weihnachtlich geschmückten Häuser in der Nachbarschaft. Lichterketten blinkten in den Fenstern, und der erste Adventskranz mit einer großen, roten Schleife hing an einer einzigen Haustür. „Jetzt schon weihnachtlich geschmückt?“, dachte ich bei mir. Es schien mir ein Überfluss zu sein, ein Zuviel an allem. Die Übergänge zwischen den beiden Festen waren kaum spürbar: Auf der einen Seite die Überreste von Halloween, auf der anderen die festlichen Vorbereitungen für Weihnachten. Heiligabend war noch sieben Wochen entfernt.

Festliche Entdeckungen

Inmitten dieser festlichen Verwirrung fiel mein Blick auf ein besonders prächtig dekoriertes Haus. Seine Fenster waren mit zarten Lichtern geschmückt. Ein Eisbär saß auf dem einen Fensterbrett, während auf dem anderen ein dicker Weihnachtsmann prangte. Im Vorgarten stand ein großer Tannenbaum, behängt mit bunten Kugeln, und im Hinterhof leuchtete ein kleinerer, ebenso festlich geschmückter Baum. Diese opulente Dekoration zog mich an und ließ mich innehalten.

Als ich weiter zum Einkaufen ging, begegnete mir im Supermarkt erneut dieser Überfluss an Pfefferkuchen, Schokoladenweihnachtsmännern und Schmuckartikeln in allen möglichen Varianten. Plötzlich bemerkte ich eine ältere Frau hinter mir, die schmunzelte.

„Ich habe es mir zu Hause richtig schön weihnachtlich eingerichtet“, sagte sie freundlich. „Ich wohne in dem Haus mit den zwei Weihnachtsbäumen.“ „Sachen gibt’s!“, huschte es mir heraus. „Da bin ich doch gerade vorbeigekommen!“ Ihre Augen funkelten, als sie das hörte. „Übrigens, ich bin Frau Leopold.“ Sie begann zu plaudern und erzählte mir von ihren Erinnerungen an frühere Weihnachten, als die Menschen noch zusammenkamen, um Geschichten zu erzählen und Zeit miteinander zu verbringen. „Das vermisse ich sehr“, gestand sie. „Deshalb starte ich früh mit dem Schmücken, um die schönen Erinnerungen zurückzuholen.“

Ein strahlendes Licht

Ihre Worte hallten in mir wider und öffneten mir die Augen für die wahre Bedeutung dieser festlichen Zeit. Ich sah die glitzernden Lichter im Supermarkt und dachte daran, dass wahre Wärme nicht von den Lichtern kommt, sondern von den Menschen, die sie anbringen. Lichter sind Dekoration, aber es sind die Herzen, die das Licht wirklich strahlen lassen. An diesem Abend, als ich nach Hause ging, blickte ich auf die Kürbisse vor den Haustüren und lächelte. Es schien, als erlebte ich eine Verbindung zwischen Halloween und Weihnachten – ein Zusammenspiel der Feste, weil manche eher schmücken und andere nicht hinterherkommen, das Vergangene wegzuräumen. Zeit war noch ausreichend bis Weihnachten.

Stattdessen könnte es eine wunderbare Gelegenheit sein, innezuhalten und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Doch das Gegenteil passiert. Immer wieder erleben wir die gleiche Hektik vor Weihnachten: Wir hasten mit vollen Einkaufstaschen durch die Straßen. Es geht nicht darum, die neuesten Angebote zu vergleichen oder dem Konsumrausch zu verfallen. Vielmehr könnten wir uns auf unsere eigenen Werte besinnen, die für uns von Bedeutung sind. Diese Werte sind der Kompass, der uns leitet und uns hilft, mehr Zufriedenheit und Freude im Leben zu finden.

Die Bedeutung von Stille

Und dabei erkannte ich, warum wir Künstlerinnen von der Künstlergruppe „Farbrausch“ uns für „Stille“ entschieden haben, unser letztes gemeinsames Malthema in diesem Jahr. Es ist ein wichtiges und tiefgehendes Thema, das uns alle anspricht, aber oft schwer umzusetzen ist. Schnell sagt man „Ja“ zu einer Weihnachtsfeier, obwohl man keine Kraft mehr hat. Schnell backt man noch zwei Bleche voller Plätzchen für den Kindergarten… Stille ist eine tiefsitzende Sehnsucht nach den einfachen, natürlichen Gefühlen, die uns allen wichtig sind. Die Natur zeigt uns, wie wertvoll es ist, zur Ruhe zu kommen, um sich zu regenerieren und neu auszurichten. Wir könnten es ihr gleich tun.

Der perfekte Augenblick, um Kreativität neu zu entdecken, ist gekommen. In der Stille können wir neue Ideen und Perspektiven entwickeln. Es geht nicht nur darum, das zu wiederholen, was andere vorleben, sondern vielmehr darum, eigene Wege zu entdecken und die besinnliche Zeit zu nutzen, um uns selbst und unsere Beziehungen zu reflektieren. Denn letztendlich sind es nicht die Geschenke und das große Festessen, die Weihnachten ausmachen, das Fest, das ursprünglich die Geburt Christi preist. Vielmehr sind es die Erinnerungen, die wir mit unseren Lieben teilen. Diese besonderen Momente machen das Fest lebendig. Die Verbindungen zu unseren Freunden und Familien sind das Herzstück dieser Zeit. Gemeinsame Erlebnisse und die Wärme füreinander machen Weihnachten einzigartig und sind die wertvollsten Geschenke, die uns durch die kalten und dunklen Monate tragen und unser Leben erhellen.

Ein neues Fest der Freude

Mit diesen Gedanken im Herzen entschloss ich mich, Frau Leopold einzuladen, um gemeinsam Weihnachten zu feiern und die Freude des Festes zu teilen.

Wie verrückt das Leben sein kann! Aus der einfachen Verwunderung über zwei geschmückte Weihnachtsbäume mitten im November kann so viel entstehen. In der Vorvorweihnachtszeit beginnt eine magische Zeit.

(Eine Geschichte mit autobiografischen Elementen)

Von Katrin

ÜBER MICH: „Einssein von Kunst und Natur“ – das ist meine Philosophie, die meine Mixed-Media-Kunstwerke prägt. In meinen Blogartikeln teile ich wertvolles Wissen und tiefgreifende Einsichten. Du entdeckst kreative Techniken, erhältst inspirierende Impulse und erfährst spannende Hintergründe zu meinen Bildern. Zudem ermögliche ich Einblicke in meinen kreativen Familienalltag als Künstlerin, Bloggerin und Mama. Schon in meiner Kindheit war ich künstlerisch aktiv. Mein Kunststudium sowie meine Erfahrungen als selbstständige Künstlerin und Lehrerin haben meine Leidenschaft weiter vertieft. Seit Sommer 2025 gebe ich meine Gedanken und Anregungen in meinem Blog an dich weiter. Lass dich von der Schönheit, Vielfalt und Magie von Kunst und Natur inspirieren - in meinen Kunstwerken und meinen Blogartikeln! Mehr über mich findest du hier!

2 Kommentare

  1. So eine schöne Geschichte, liebe Katrin! Ich habe tatsächlich dieses Jahr mit der Zeitumstellung angefangen im Haus Lichterketten aufzuhängen und ich bin sehr froh darüber. So wurde es in den Abendstunden, in denen es jetzt schon so früh dunkel wird, richtig gemütlich. Ich mag es auch, wenn Häuser schön geschmückt sind. Ich finde, das strahlt die Wärme aus, von der du sprichst. Jemand hat sich sehr viel Mühe damit gegeben und Zeit investiert, damit ich mich beim abendlichen Spaziergang daran erfreuen kann 😉

    1. Liebe Sabine,
      vielen Dank für deine schönen Zeilen. Mir geht es ähnlich. Ich lasse mich von den skandinavischen Ländern inspirieren, die versuchen, mit Licht die Dunkelheit zu überwinden. Du kennst bestimmt das Lucia-Fest, das Lichterfest in Schweden? Es ist eine wunderbare Tradition, die den Winter mit Licht und Wärme erfüllt.
      Ich bin schon gespannt, wie lange wir dieses Mal den Weihnachtsbaum stehen lassen werden. Meine Kinder lieben ihn und möchten ihn so lange wie möglich behalten.
      Alles Gute,
      Katrin

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